Am Fuße des Lembergs, auf dessen breiter Gipfelplatte wohl einst ein heidnisches Heiligtum gestanden hatte, wurden gleich zwei Martinskichen gebaut:
Eine nördlich davon in Affalterbach und eine südlich davon in Siegelhausen. Letztere hatte einen großen Pfarrsprengel. Die Martinskirche von Siegelhausen war lange Zeit Pfarrkirche auch für die Orte Schwaikheim und Bittenfeld.
Erst im 13. und 14. Jahrhundert werden Kirchen in den beiden Filialorten erwähnt: 1353 in Schwaikheim Sankt Mauritius und schon 1225 Sankt Ulrich in Bittenfeld. Bis 1230 war Siegelhausen im Besitz der hochadeligen Herren von Bonfeld im Kraichgau, offenbar fränkischen Adeligen.
Die Kirche in Schwaikheim wird erstmals urkundlich 1353 im sogenannten Liber taxationis des Bistums Konstanz erwähnt. Da sie in dem Verzeichnis von 1275 nicht aufgeführt ist, kann man vermuten, dass sie erst um 1300 erbaut worden ist. Zuvor hatte Schwaikheim zur Pfarrkirche in Siegelhausen gehört. Unser Kirchenpatron ist der heilige Mauritius, ein Märtyrer der christlichen Frühzeit (um 300 nach Christus). Der römische Hauptmann aus der Thebäischen Legion der Römer war in Agaunum, dem heutigen St. Maurice im oberen Rhonetal, stationiert. Bei der Dezimierung der Legion wegen ihres Glaubens an Christus verlor auch Mauritius sein Leben. Später wurde an seiner Hinrichtungsstätte ein Augustinerkloster errichtet. Als in späteren Jahrhunderten in Backnang ein Augustinerkloster (Chorherrenstift) entstand, weihte man diesem Heiligen in unserer Gegend Kirchen, so in Schwaikheim und in Oppelsbohm.
Auch in Backnang selbst gab es eine Mauritiuskirche. In Schwaikheim hatte das Stift Backnang die Bau- und Unterhaltungspflicht der Kirche. Einträge in den Registern des Bistums Konstanz weisen auf die kirchlichen Verhältnisse hin: 1246 lösten Propst Heinrich und der Augustinerkonvent zu Backnang mit einer alle 4 Jahre erfolgenden Zahlung von 4 Mark die Quartsteuer von Siegelhausen des dortigen Kirchherrn ab. Der Konstanzer Bischof Heinrich von Hewen gestattete dem Propst des Klosters in Backnang, die Pfarrkirche Siegelhausen mit den Filialen Bittenfeld und Schwaikheim durch eigene Konventualen oder andere Welt- und Ordensgeistliche versehen zu lassen. Wann Schwaikheim eine selbstständige Pfarrei wurde und sich von der Pfarrei Siegelhausen löste, kann nicht mehr festgestellt werden. Siegelhausen, die fränkische Missions- und Militärgründung, wuchs nicht mehr weiter und verlor im Laufe der Zeit seine Bedeutung als zentraler Ort, während sich die Nachbarorte vergrößerten und mit der wachsenden Bedeutung eigene Pfarreien bekamen.
Für die Versorgung des Pfarrers besaß der Heilige (Kirchenpflege) ein Lehen. Mit den Einkünften daraus wurde der Pfarrer und der Kirchenbau unterhalten. Es war wohl identisch mit dem hiesigen Widumgut des Stifts (das der Kirche gewidmete Gut), auf dem die Haltung des Faselviehs (Stier, Eber, Ziegenbock) lastete. Die Baupflicht an der Kirche lag grundsätzlich beim Stift Backnang, das auch die Geistlichen stellte. Das Gebäude hinter der "Krone" hieß Frühmeßhof. Sein Name weist daraufhin, dass er wie der Frühmeßhof bei Rielingshausen zur Besoldung der Backnanger Frühmesse diente.
Bis zur Reformation gehörte Schwaikheim zum Bistum Konstanz - ein Hinweis dafür, dass unser Ort südlich der fränkisch-schwäbischen Stammesgrenze lag; nördlich und westlich grenzten die Bistümer Würzburg und Speyer an. Das Dekanat wechselte je nach Sitz des Dekans: Grunbach, 1487 Cannstatt und 1492 Schmiden.
Über Geistliche in vorreformatorischer Zeit ist in Schwaikheim nicht viel bekannt. Der Pfarrer Jakob Weyk, der sich von dem Deutschmeister Ulrich von Leutershausen 1460 eine Urkunde neu ausfertigen ließ, gehörte nach Ausweisung dieses Schriftstücks dem regulierten Kanonikerorden der Propstei Backnang an. In den Jahren 1487 und 1488 richtete die Gemeinde "Schwaikheim" eine Petition an den Bischof um eine selbstständige Pfarrei. Anno 1492 erhielt sie die Zelebrationserlaubnis für den Hochaltar der Kirche. Einen ortsansässigen Pfarrer scheint Schwaikheim erst nach der Reformation erhalten zu haben.
Die Geistlichen bekamen ihre Besoldung nicht in Geld, sondern in Naturalien. Deshalb waren die Pfarrstellen mit Pfründen ausgestattet, aus denen sie ihre Besoldung in Naturalien bezogen. Bis in die Neuzeit betrieben die Pfarrer so eine kleine Landwirtschaft.
|