Eisenbahngeschichte

Bau der Eisenbahn 1873 - 1876

Auf enormes Drängen der Städte Winnenden und Backnang und der örtlichen Gewerbevereine wurde 1873 endlich mit dem Bau der Eisenbahn zwischen Waiblingen und Backnang begonnen. Die Bahnstrecke von Stuttgart nach Aalen war schon 1861 eröffnet worden. Anstatt der vorgesehenen Trassierung über ein Viadukt bei Neustadt und einen Tunnel bei Schwaikheim wollte Winnenden lieber eine Trasse über Hanweiler und Korb zur Remsbahn in Endersbach. Davon versprach man sich größere wirtschaftliche Vorteile. Weil aber die Strecke noch steiler und der Tunnel am Hanweiler Sattel länger geworden wäre, blieb es schließlich bei der ursprünglichen Planung und so bekam auch Schwaikheim seinen Bahnhof.

Aber vorher musste von den Bauarbeitern, unter denen auch damals schon Italiener waren, häufig Wald und Buschwerk gerodet und viel Erde für Einschnitte und Aufschüttungen bewegt werden, alles von Hand mit Hacke und Schaufel, Schlegel oder Brechstange, transportiert von der Abbau- zur Einbaustelle oder Ablagerung mittels Schubkarren oder Kipploren. Der Schotter für den Gleisunterbau wurde mit Pferdefuhrwerken von Steinbrüchen der Umgebung herbei geschafft wie auch die Steinquader für die Kunstbauten.


1. Eisenbahntunnel - 1874

Besonders hart waren die Arbeitsbedingungen beim Bau des Tunnels. Abgesehen von der anstrengenden körperlichen Tätigkeit wurden die Arbeiten ohne Tageslicht im Schein von Öllampen verrichtet oft beeinträchtigt durch den bei Sprengungen entstehenden Staub, Rauch und Pulverdampf. Dazu sammelte sich das aus dem Fels austretende Wasser am Boden, so dass die Arbeiter im Schlamm standen und nach kurzer Zeit völlig durchnässt waren.

Die Arbeit beim Eisenbahnbau war nicht nur schwer sondern auch gefährlich. Häufig ereigneten sich Unfälle zum Teil auch tödliche. Der Lohn war kärglich, wenn auch etwas höher als der sonst für Taglöhner übliche. Aber für viele gab es sonnt keine oder nur selten die Möglichkeit, Geld zu verdienen.

Nach dreijähriger Bauzeit war die eingleisige Strecke samt Bahnhöfe fertig und wurde am 26. Oktober 1876 unter großem Jubel der Bevölkerung eröffnet. Vier Jahre später war die Verbindung mit Schwäbisch Hall hergestellt. Die Zeit der Postkutschen war nun auch hier vorbei. Es folgte eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in unserer Region und auch in Schwaikheim, die sich damals bestimmt niemand hat vorstellen können.


1. Eisenbahntunnel - 1874 am Tunneleingang

Elektrifizierung der Bahnstrecke 1964/1965

Bau des zweiten Gleises und Elektrifizierung der Bahnstrecke 1964/1965

Etwa um 1960 wurde klar: die 1877 gebaute eingleisige und nur mit Dampflokomotiven betriebene Strecke zwischen Waiblingen und Backnang war den gestiegenen Verkehrsbedürfnissen nicht mehr gewachsen. Immer mehr Menschen wohnten entlang der Bahn. Allein in Schwaikheim war die Einwohnerzahl seit dem Bahnbau etwa auf das Vierfache gestiegen. Nicht viel anders war es ringsum. Immer mehr mussten täglich zur Arbeit und zurück befördert werden. Autos hatten nur wenige. Die Züge waren überfüllt und brauchten lange, weil sie jeweils in den Bahnhöfen auf ihren Gegenzug warten mussten. Während des Berufsverkehrs konnten nicht mehr Züge eingesetzt werden.

Die dringend notwendige Verbesserung kam durch den zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung in den Jahren 1964/65. Weil der alte Tunnel zu eng und für die elektrischen Oberleitungen auch zu niedrig war, musste daneben ein ganz neuer Tunnel gebaut werden. Eine Vergrößerung des alten Tunnels war während des Bahnbetriebs nicht möglich. Gleichzeitig wurden die beschrankten Bahnübergänge im Zuge der Bahnhofstraße und des Triebwegs beseitigt und durch eine Bahnunterführung in Verlängerung der Bismarckstraße ersetzt. Anstelle der alten, schmalen und kurvenreichen Kreisstraße von der Bahnhofstraße über die Schranken durch das Industriegebiet zur Bundesstraße 14 hat der Landkreis die neue Kreisstraße (die „Avus“) gebaut. Die von der Bahn vorgesehene Unterführung vom Bahnsteig 1 zum Bahnsteig 2 wurde verlängert, so dass Fußgänger und Radler auf kurzem Weg vom Ort ins Industriegebiet und in das Naherholungsgebiet gelangen.

Nach dem Ausbau konnte die Bahn ihr Angebot deutlich verbessern, erst recht dann 1981 mit der Einbeziehung unserer Strecke in das S-Bahnnetz, was ohne den vorherigen Bau des 2. Gleises und ohne Elektrifizierung nicht möglich gewesen wäre.



> Bilder zur Eisenbahngeschichte

> Bilder zum Schwaikheimer Bahnhof


(C) 2008 - Klaus Fanz

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