Ortsgründung

Urkunde Anno 853 Die erste Urkunde von Schwaikheim (Sueinincheim) ist im Urkundenbuch des Klosters Lorsch an der Bergstraße überliefert


Wann ist der Ort Schwaikheim gegründet worden?

Diese Frage kann der Ortsname beantworten, aber nicht seine heutige Schreibweise, sondern seine urkundliche Urform. Wann aber ist Schwaikheim zum ersten Mal urkundlich erwähnt? Das ist bisher noch nicht untersucht worden. In den Urkunden des fränkischen Reichsklosters Lorsch bei Worms wird am 24. Mai im 13. Jahr des Königs Ludwig von einem Tausch zwischen dem Abt und Bischof Samuel und einem Mann namens Eggimar berichtet; die Abtei tauschte mit ihm 7 Morgen im Gartachgau (Neckargartach) mit 11 Morgen auf derselben Mark und in Sueinincheim.

Ganz abgesehen davon, dass bisher der Beweis der Identität des in der Urkunde genannten Ortes Sueinincheim mit Schwaikheim nicht angetreten wurde, waren als Jahr des Dokuments 834 oder 853 angegeben worden. Wir müssen deshalb etwas weiter ausholen. In der Urkunde heißt es, sie sei im 13. Regierungsjahr des Königs Ludwig abgefasst. Zwei Könige kommen da in Frage: Ludwig der Fromme (813-840) und Ludwig der Deutsche (843-876). Bezieht man das Dokument -wie die ersten Steinheimer Urkunden -auf Ludwig den Frommen, so wäre Schwaikheim Anno 826 zum ersten Mal erwähnt. Aber damals regierte in Lorsch der gleichfalls erwähnte Abt Samuel noch nicht. So wird, falls keine falsche Überlieferung vorliegt -Schwaikheim erst im Jahre 853 unter König Ludwig dem Deutschen zum Ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Lorscher Mönche verlegten seinen Regierungsantriti ins Jahr 841.

Ist wirklich unser Ort gemeint? Man hat "Sueinincheim" auch bei Heilbronn-Neckargartach gesucht, und da in der Heilbronner Oberamtsbeschreibung die Behauptung aufgestellt wird, dass der heutige Vorort Sontheim früher "Zwaikheim" geheißen habe, war die Identifizierung mit unserem Schwaikheim bisher in Frage gestellt. Aber jene Behauptung beruht auf einem Irrtum, wie wir noch sehen werden (siehe Seite 41). Es gibt auch keinen Grund für die Annahme, dass das Kloster Lorsch kein Interesse an Grundbesitz in unserer Gegend gehabt habe. Denn es ist 832 und dann 852 in Steinheim (Murr) sowie bereits 776 in Rielingshausen vom dortigen Adel beschenkt worden (2.52). "Sueinincheim" kann auch nicht Schwaigern geheißen haben. Denn dessen urkundliche Formen lauten in der Zeit zwischen 766 und 825: Swegerheim und Sweigerheim. Auch gibt es bei Neckargartach keine abgegangene Siedlung, auf die der Name der Urkunde von 853 passen könnte. (Die Wüstungen des Kreises Heilbronn sind von Dr. Heim gut erforscht worden.)

Die erste Urkunde von 853 gibt aber den Schlüssel zur Erklärung des Ortsnamens Schwaikheim. Bisher behauptete man, er käme von Schweige = Viehhof, weil man mundartlich "Schwoiga" sagt. Diese Deutung mag in Namen wie Schwaikhof zutreffen. Aber der Ort Schwaigern, der im 8. Jahrhundert Sveigerheim hieß, bedeutet "Heim des Swigger". Und auch aus unserer ersten Ortsnamensform Sweiningheim (wie wir die Urkundenschreibweise "Sueinincheim" besser schreiben) lässt sich sprachlich das Wort Sweige nicht herauslesen.

Die Forschung hat bisher übersehen, dass Schwaikheim ursprünglich Sweiningen hieß und später die fränkische Namensendung -heim (Sweiningheim) erhielt. Ein Grund für diese Namenserweiterung ist sehr wohl anzugeben: Nachdem sich die Alemannen, deren Orte an der Endung -ingen kenntlich sind, nach 496 südlich der Grenze Asperg-Lemberg-Rudersberg zurückziehen mussten, kam der alemannische Urhof Sweiningen unter direkte fränkische Herrschaft; das beweist auch die Zuteilung Schwaikheims zur fränkischen Martinskirche in Siegelhausen. Der Siedlungsname Sweiningen muss in dieser Zeit die fränkische Namensendung -heim erhalten haben. In unserer Gegend gibt es ähnliche Beispiele: Heutingsheim, Gemmrigheim, Bietigheim, Besigheim usw. hießen zuerst Hutingen, Gammertingen, Bietingen, Besingen usw. Der Ort Benningen wurde zeitweise Bunningheim genannt. Der Ortsname Schwaikheim hat also die gleiche sprachliche Entstehungsgeschichte wie ein Dutzend anderer Orte an der ehemaligen Stammesgrenze.

Im Jahre 853, als das Kloster Lorsch seinen Besitz in Sweiningheim tauschte, gehörte unser Gebiet also zum Frankenland. Bei der allgemeinen Konfiskation nach der Niederlage der Alemannen werden fränkische Adlige den Alemannenhof Sweiningen, der vor dem Jahr 500 gegründet

worden war, übernommen haben, und Nachkommen von ihnen dürften einige Äcker dem Kloster Lorsch geschenkt haben; eine Schenkungsurkunde ist zwar nicht erhalten. Die alemannischen Gehöfte, aus denen sich im Laufe der Zeit Dörfer entwickelten, hatten Namen auf -ingen, zum Beispiel (Mark-)Gröningen, (Neckar-)Weihingen und Waiblingen. Unser Ort muss -nach der urkundlichen Namensform Sweiningen zu schließen -von einem alemannischen Scharführer namens Swino gegründet worden sein. Ein solcher Personenname findet sich zwar nicht in den urkundlichen Quellen. Aber erst kürzlich hat man im Kloster Reichenau eine Altartafel freigelegt, auf der sich vor dem Jahr 1000 verschiedene Adlige und Geistliche mit Namen verewigt haben, und darauf steht auch der Name "Svvino", dessen Doppel-v wir auch schreiben können: Swino.

Wo es einen ingen-Ort gibt, gab es in heidnischer Zeit auch einen Reihengräbe1:[riedho.f In Schwaikheim ist er noch zu entdecken. Allgemeiner Erfahrung nach liegt er etwa 200 m vom Ortsmittelpunkt entfernt, also in einem Gebiet, das heute bereits überbaut ist. Bei allen Tiefarbeiten sollte man deshalb auf zutage tretende Skelett und Waffenreste achten und bei Funden das Landesamt für Denkmalpflege in Stuttgart verständigen.

Auf Grund der Namenforschung erweist sich Schwaikheim als die älteste Siedlung der Gegend. Bisher hat man Heiningen bei Backnang für die älteste und bedeutendste Siedlung germanischer Frühgeschichte im Bezirk gehalten. Aber sie ist erst 1134 genannt. „Hüningen“ könnte sich auch auf den abgegangenen Ort Huningen zwischen Gemmrigheim und Ottmarsheim beziehen. Jedenfalls ist Heiningen nicht der einzige ingen-Ort in unserem Bezirk und Schwaikheim erweist sich mit seinem ersten Namen "Sweiningen" als der am frühesten genannte ingen-Ort weit und breit.

Quelle: Ortsbuch


(C) 2008 - Klaus Fanz

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