Um das Jahr 260 nach Christus überrannten die germanischen Stämme die Grenze des Römischen Reiches und verdrängten die Römer immer weiter nach Westen und Süden. Die Alemannen (Sammelbegriff für verschiedener germanische Stämme) drangen nach.
Aber noch fast hundert Jahre lang führten römische Kriegszüge weit in das germanische Land hinein. Alamannen waren es wohl auch, die sich dann am Zipfelbachufer niederließen und hier ihre strohgedeckten Holzhäuser errichteten. Sie zerstörten die römischen Gutshöfe und Kastelle, teils aus Angst vor ansteckenden Krankheiten, die das römische Heer heimsuchten und seinen Zerfall mitverursachten, teils aus Abneigung gegen die steinerne Bauweise.
Die Gebäudereste, die den Pflug hemmten, wurden liegen gelassen und waren bald von Buschwerk überwuchert. Im Mittelalter benutzte man diese Ruinen als bequeme Steinbrüche und verwendete alles, was über den Boden ragte. Zurück blieben nur die Spuren in der Erde. Nach dem Einbruch der Alamannen war unsere Gegend wieder in das Dunkel der Vorgeschichte versunken. Erst ein halbes Jahrtausend später taucht unser Ort in Urkunden von Klöstern auf.
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Alamannenmuseum Weingarten
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Nach dem Abzug der Römer drangen die siegreichen alemannischen Stämme in den verlassenen Raum nach. Zunächst mieden sie die Römersiedlungen. Als die Eroberungszüge ins Stocken kamen, suchten sie Land für Ansiedlungen. Waldwildnis verhinderte an vielen Orten eine frühe Besiedlung, aber in der Nähe der aufgegebenen römischen Siedlungen lag herrenloser, landwirtschaftlich genutzter Boden, den sie für sich nutzten. So ist auf dem rechten Zipfelbachufer, etwa um die heutige evangelische Kirche herum, eine Alamannenansiedlung entstanden. Die landwirtschaftliche Nutzfläche des ehemaligen römischen Gutshofes im Schönbühl war von hier aus leicht erreichbar, ohne dass der Zipfelbach überschritten werden musste.
Ursprünglich reichte das Alamannenland bis zum Main. Bald wurden sie aber von ihren Nachbarn im Norden, den Franken nach Süden gedrängt. Der Frankenkönig Chlodwig ließ sich nach seinem Sieg über die Alamannen (496 nach Christus) taufen und schloss sich der römisch-katholischen Kirche an. Die neue Stammesgrenze zwischen Franken und Alamannen verlief in unmittelbarer Nähe von Schwaikheim, nämlich über Hertmannsweiler, Nellmersbach, Weiler zum Stein und nördlich von Siegelhausen (Linie Asperg-Lemberg). Der Name Marbach (=Grenzbach) kennzeichnet die Stammesgrenze. Viele Jahrhunderte hindurch war dies auch die Grenze zwischen den Bistümern Speyer und Konstanz; im Nordosten schloss sich das Bistum Würzburg an.
Nach dem Blutbad von Cannstatt, als der Bruder Karls des Großen den alemannischen Adel liquidierte, sind die Alamannen christianisiert worden. An den alten heidnischen Kultstätten waren vielleicht schon früher Kapellen entstanden, die dem Erzengel Michael geweiht wurden, so auf dem Wunnenstein, auf dem Michaelsberg bei Cleebronn, auf einem Felsen über der Murr die Backnanger Michaelskirche und über der Rems die Michaelskirche in Waiblingen. Sie dienten zunächst weniger der Seelsorge, sie waren mehr Siegeszeichen des Christentums über das Heidentum. Die Kirche übernahm vieles, was an antiker Bildungs- und Kulturtradition übrig geblieben war und überlieferte es.
Nach der Errichtung der Michaelskirchen erfolgte die planmäßige Missionierung und Seelsorge. Die Kirchen der fränkischen Missionierung sind dem heiligen Martin geweiht. Die von den Pranken gerufenen Missionare folgten den Römerstraßen, und entlang dieser Straßen entstanden die Martinskirchen. Aber auch an den Königshöfen und den Adelssitzen der Franken entstanden Martinskirchen (Ingersheim, Kirchheim, Großbottwar, Steinheim).
Quelle: Ortsbuch
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