Winnender Zeitung, 11.07.2005
Heimatvereinsmitglieder bauten ein Modell vom Dorf, wie’s im Jahr 1832 aussah
Die Erbauer des Schwaikheim-Modells von 1832 (ohne Lothar Krüger): Bernd Schneider, Hans Martin, Erich Zürn, Adam Weller (vorn, v.l.), Walter Frank, Fritz Schanbacher. Bild: Habermann
Von unserer Mitarbeiterin Susanne Haag
Schwaikheim. Ein Modell des alten Schwaikheim, wie es in Rathäusern oft zu sehen ist, ist das neueste Werk des Heimatvereins. Geschätzte 1500 Stunden Arbeit haben die Modellbauer des Vereins in das gelungene Modell investiert. Jetzt suchen sie einen geeigneten Platz für ihr Werk.
Seit dem Fleckenfest ist das genau 1,22 auf 1,23 Meter große Modell von Schwaikheim aus dem Jahr 1832 im Schaufenster des Milchhäusle in der Bachstraße zu sehen. Die Idee für ein Modell von Alt-Schwaikheim trugen die Mitglieder des Heimatvereins schon länger mit sich herum. Im Herbst 2004 machten sich Lothar Krüger, Hans Martin, Fritz Schanbacher und Adam Weller an die Arbeit. Schanbacher stellte die erste Flurkarte des Ortes aus dem Jahr 1832 zur Verfügung, die er auch für seine archäologischen Ausgrabungen benutzt. Die Karte liefert nur Informationen über die Grundstücke und die Grundrisse der Häuser und vermerkt, ob es sich um Wohnhäuser oder Wirtschaftsgebäude handelte. „Wie hoch die Häuser sind und welche Firstrichtung sie haben, hat Lothar Krüger auf dem Rathaus herausgekriegt„, so Schanbacher. Der Apotheker legt großen Wert darauf, dass Altbürgermeister Krüger den Löwenanteil der Arbeit am Modell übernommen hat. „80 Prozent vom Ganzen„ hat er erledigt, schätzt Schanbacher.
Auch windschiefes Dach dargestellt
Der Hobby-Archäologe musste zunächst die Höhenlinien einer topografischen Karte mit den Angaben der Flurkarte in Übereinstimmung bringen, bevor er aus Spanplatten das Höhenlinienmodell in Stufen erstellen konnte. Auf jede Stufe klebte er eine Karte mit der Lage der dazugehörigen Gebäude.
Krüger, der zu Beginn seiner Amtszeit gleichzeitig Notar war und daher die Geschichte vieler Häuser kennt, suchte in den Unterlagen des Rathausarchivs die Daten über die einzelnen Gebäude heraus. Schanbacher stellte nach Krügers Vorgaben in seiner Werkstatt lange Leisten aus Tannenholz in der Größe der verschiedenen Häuser her: „Sonst schneidet man sich die Finger ab.„ Adam Weller sägte daraus einzelne Häuser, die er anschließend bemalte. Zwischen einem und sechs Zentimeter hoch sind die Modellgebäude. Das schwierigste Haus war für Schanbacher die Alte Krone. Sie hatte ein windschiefes Dach, das sich nach hinten verbreiterte. Deshalb musste er das Holzstück von Hand feilen.
Lothar Krüger übernahm neben seinen aufwändigen Archivrecherchen auch das zeitintensive Aufkleben der 300 Modellgebäude an der richtigen Stelle. Hans Martin schließlich war für die Begrünung und Bemalung des Modells zuständig. Erlenzapfen und kleine Staudenblüten symbolisieren die Streuobstwiesen, die sich im heutigen Dorfkern befanden. Er stattete das Modell mit Zäunen aus Biegedraht, Brücken und Treppen aus. Klingwiesenbach und Zipfelbach schlängeln sich silberfarben durch den Ort. Viele Häuser hatten wegen des sumpfigen Untergrunds in der Nähe des Baches keinen Keller, erzählt Bernd Schneider vom Heimatverein. Der große Kronenkeller unter dem Gasthaus Krone, dem heutigen Chinarestaurant, wurde als Gemeinschaftskeller von den Nachbarn mitgenutzt.
Prägende Gebäude - verschwunden
1400 Einwohner hatte Schwaikheim im Jahr 1832. Sie lebten von Landwirtschaft und Weinbau. Auf dem Modell ist gut zu sehen, dass die heutige Struktur des Ortskerns mit Ludwigsburger Straße, Hauptstraße, Weilerstraße und Schulstraße vor bald 200 Jahren bereits angelegt war. Von manchen der prägenden Gebäude aber blieben nur Straßennamen, wie zum Beispiel von der Kelter oder der alten Mühle mit dem Mühlbach, die ungefähr dort stand, wo heute das Elektrogerätegeschäft Schüle ist. Auch das alte Rathaus mit der Schule direkt dahinter musste einem Neubau weichen.
Nach dem Willen des Heimatvereins soll das liebevoll und mit viel Hintergrundwissen gestaltete Stück Heimatkunde einen angemessenen Platz bekommen, wo es viele Menschen sehen können. Ein Sicherheitsglas als Schutz gegen Staub und Zerstörung für das gut einen Zentner schwere Modell wurde bereits bestellt.
„In die Volksbank dürfen wir es jederzeit bringen„, aber „ins Rathaus in den zweiten Stock stellen wir es nicht aus, dann lieber gar nicht„, sagen die Männer von der Modellbautruppe des Heimatvereins, die viele Stunden ihrer Freizeit in die gelungene Darstellung von Alt-Schwaikheim gesteckt haben.
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Schwaikheim im Quadrat
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