Schwaikheim. So etwas hat die Gemeindehalle noch nicht erlebt. Hocketse, Vorführungen auf der Bühne und ein Stände-Städtele - alles in einem und parallel. Der Vereinstag mit dem Titel „Markt der Möglichkeiten“ war ein wuseliger Großkampftag in dem sonst spröden Mehrzweckgebäude.
Draußen werben das Rote Kreuz und die Feuerwehr um den Nachwuchs, Letztere mit ihrem imposanten und die Kleinen schwer beeindruckenden Fuhrpark. So ein modernes Löschfahrzeug ist nämlich eine Wundertüte der Technik. Und wenn dann noch Helme, Handschuhe und orange leuchtende Einsatzjacken dazukommen und die Möglichkeit, selbst bei einem simulierten Löschangriff mitzumachen . . .
Am Schmiede-Stand: Feuer, Rauch und Ruß
Daneben bietet der Natur- und Umweltschutzverein gratis frisch gepressten Saft aus am Vortag aufgelesenen Äpfeln an und machte mit Infostellwänden gegen die drohende Gefahr einer kombinierten Waiblinger/Schwaikheimer Ortsumfahrung mobil. Am Schmiede-Stand des Heimatvereins wird geschärft, gehärtet und gedengelt, dass es nur so raucht und stinkt. Feuer - auch da steht der Nachwuchs natürlich Schlange. Die Großen sind beruhigt, dass die Feuerwehr zum Glück nicht weit ist.
Mittendrin im Gewimmel im Foyer, das sich Kinderkirche, Krabbelgruppe und der Frauenkreis teilen, malen kleine Mädchen ganz konzentriert mit Wasserfarben.
Innen stechen zunächst großformatige Fotos ins Auge, die ausgestellten Einsendungen zum Wettbewerb „Schwaikheim von seiner schönsten Seite“. Eines zeigt eine vorbeirauschende S-Bahn. Was soll das heißen? Dass Schwaikheim am schönsten ist, wenn man es mit dem Zug passiert? An der Kuchentheke herrscht Hochbetrieb, noch, denn bald, lange vor Feierabend, heißt es „ausverkauft“. Auf der Bühne unterhält das Akkordeonorchester den Teil der Menschheit, der bereits sesshaft geworden ist. Der andere, Jäger und Sammler mit Augen und Ohren, schlendert durch die Standgassen, schart sich hier und dort in Trauben. Es herrscht fröhlich-neugieriges Jahrmarktstreiben, alle paar Meter Neues, Abwechslung, Ablenkung. Der Mix macht’s, die Vielfalt, die Überraschung. Kaum ein Stand ohne moderne Beamer-Technik. Das Geschehen im Zeitraffer auf der Leinwand ersetzt langatmige Erklärungen.
Im Geviert der Angebote für Kinder stressfreier, spielerischer Ernst. Beim Schminken entstehen Prinzessinnen und Tiger, beim Basteln bunt beklebte Kerzenhalter. Mitorganisatorin Brunhilde Meßmer schert kurz von ihrem Parteistand aus und erzählt stolz, dass schon bis jetzt, zwei Stunden nach Beginn, mittels eines „Knipsers“ über 1200 Besucher gezählt worden sind. Das Mädchen, das ihn bedient, hat außerdem Fragebögen parat. Besucher können sich darin dazu äußern, wie es ihnen gefallen hat. Die meisten hätten aber gesagt, sie hätten keine Zeit, klagt die angehende Meinungsforscherin. Aber einer, der kam aus Dortmund und musste ganz schnell auf die Bahn, zur S-Bahn-Station, der hatte insgesamt nur fünf Minuten Zeit - und füllte trotzdem den Bogen aus: „Der war voll nett.“ Tags darauf berichtet Mitorganisator Klaus Fanz, dass insgesamt etwa 2400 Besucher gezählt wurden - und dass es keine Vorfälle gab, bis auf einen. Bei einer Karate-Vorführung haute sich ein Sportler ein Brett an den Kopf. Die Platzwunde wurde umgehend versorgt.
Keinerlei Unfälle gibt es bei den Vorführungen des Radsportvereins. Was deshalb bemerkenswert ist, weil dessen Artisten auf Rädern oder Rollen sonst deutlich mehr Platz zur Verfügung steht. Behutsam und anmutig ziehen die kleinen Elfen auf Rollschuhen und dem Einrad ihre Kreise und Schleifen, drehen die Radballer sich auf der Stelle oder setzen mit dem Vorderrad über den Ball. Zur Nachahmung keinesfalls empfohlen. Charmant die Ansage zum Step-Aerobic des TSV: „Wir zeigen jetzt einige Übungen aus dem alltäglichen Kursprogramm. Also wie im richtigen Leben, mit allen Höhen und Tiefen . . .“
|
Die SPD nutzt ebenfalls die Gelegenheit zur Meinungsforschung und zwar „niederschwellig“, wie Anja Wenninger erklärt, durch ihre Arbeit in der Ludwigsburger Stadtverwaltung in Sachen Bürgerbeteiligung beschlagen. „Welche Themen sind Ihnen wichtig?“, steht da groß geschrieben und Vorschläge darunter. Dazu sich zu erklären, geht ganz leicht: einfach einen Bepper an den Vorschlag machen. Die eindeutig meisten bunten Punkte heften am Thema „Verkehrslösungen“, worunter die SPD laut Erläuterung in Klammer vor allem die Ortsstraßensanierung und den Kreisel in der Ortsmitte versteht. Den Schwaikheimern macht demnach immer noch der Verkehr durch ihren Flecken am meisten zu schaffen.
Auch bei dem Thema „Sporthalle und/oder Bürgerhaus“ hängen nicht wenige Punkte. Rückschlüsse darauf, welche Alternative bevorzugt wird - wenn es denn wirklich ein „entweder oder“ ist - lassen sich daraus aber nicht ziehen. Keine Berührungsängste zeigt Wolfgang Kölz. Auch der CDU-Vertreter votet unverzagt am SPD-Stand und gerät prompt mit Wenninger und dem Berglener Kämmerer Manfred Brutscher in einen kommunalpolitischen Plausch. Ob Brutscher bei der Stippvisite in Schwaikheim sich Anregungen für eine Berglener Veranstaltung holt?
|