Von unserem Redaktionsmitglied Uwe Speiser
Schwaikheim. Ein Schmuckstück des Heimatvereins bereichert das Rathaus. Im Durchgang zwischen Alt- und Neubau, gleich rechts, wenn man aus der Tiefgarage kommt, steht eine Vitrine mit archäologischen Fundstücken auf Schwaikheimer Gemarkung. Verantwortlicher ist natürlich Hobbyforscher Fritz Schanbacher.
Mit der Vitrine haben Fundstücke, die teilweise Jahrzehnte in Kartons zwischengelagert waren, endlich eine angemessene Aufbewahrungsform gefunden und mit dem Rathaus den geeigneten, öffentlichen Ausstellungsort. Der Standort selbst ist zudem, wenn man so will, geschichtsträchtig, steht die Vitrine doch vor der Sandsteinmauer des etwa 300 Jahre alten Bauernhauses in der Pfarrgasse, das für die Rathauserweiterung abgebrochen wurde. Der Sandstein, einst ein begehrtes Baumaterial, stammt wiederum aus dem Hohreuschwald.
Die Vitrine selbst ist von ihrer Form her zwar nicht ideal für Betrachter, wer sich aber die Mühe macht, nämlich tief in die Knie geht, der entdeckt in der „untersten Etage“ Exponate aus der Jungsteinzeit, also aus der Zeit 8000 bis 2000 v. Chr., gefunden 1960 beim Bau des Brunnens bei der ehemaligen Tennisanlage im Wiesental in dreieinhalb Metern Tiefe, wie Schanbacher erläutert.
Zu sehen sind das 40 Zentimeter lange Horn eines Wisent, ein Knochen von einem Wildrind, vermutlich eine Speiche, ein Mammutbackenzahn und eine Kuriosität für uns Heutige: ein Schlittschuh aus einem Tierknochen, 22 Zentimeter lang. Auch bei ihm geht man davon aus, dass er in der Zeit 3000 bis 2000 v. Chr. angefertigt wurde. In der Zeit gab es also schon Schlittschuhläufer, aber wohl kaum zum Freizeitvergnügen, geschweige denn als Sport.
Heinz Holub schreibt im Ortsbuch, dass viele Funde beweisen, dass das Tal von Schwaikheim schon in der Jungsteinzeit bewohnt war. So fand man 1975 in den Lohwiesen einen Stamm, der der Bandkeramikerzeit (etwa 2000 v. Chr.) zugeordnet wurde. Er wird wie andere Schwaikheimer Fundstücke im Alten Schloss in Stuttgart aufbewahrt.
Sozusagen ein Stockwerk höher in der Vitrine liegt das Prachtstück der Sammlung: ein keltischer Eisen-Spitzbarren, aufgefunden beim Zillhardtshof, fast sieben Kilo schwer. Er wurde 2003 gefunden anhand von Luftbildern, die ein 25 auf 25 Meter großes Quadrat zeigen, den einstigen Palisadengraben eines keltischen Hofes. Der Barren ähnelt verblüffend einem Exponat im kurpfälzischen Museum in Heidelberg. Dieser Barren stammt vom dortigen Heiligenberg, sei aber deutlich leichter, berichtet Schanbacher.
Weiter sind Fundstücke von einem einstigen römischen Gutshof beim Schönbühl zu sehen, ausgegraben im Zeitraum 2003 bis 2006, einer etwa 1500 Quadratmeter großen, überbauten Anlage mit sechs Gebäuden. Die Exponate sind Tonstücke, Ziegel, Nägel, Eisenteile, Glasscherben und ein Ochseneisen. Schanbacher hat zu den auch ausgestellten, farbigen Innenputzstücken des Badehauses eine mikroskopische Analyse von Restaurator Holger Krusch anfertigen lassen. Auch der von den Römern als Baumaterial verwendete Kies wurde untersucht und als Remskies identifiziert. Der Gutshof wird auf 150 bis 260 n. Chr. geschätzt. Von einer Amphore, fachmännisch gesagt, einem Ein-Henkel-Krug, steht leider nur ein Bild in der Vitrine. Die wurde nämlich nahe der Kläranlage gefunden und die Stelle liegt auf Hohenacker Gemarkung. Das Original ist also dort ausgestellt.
|