Schwaikheim (usp). „Das ist doch dokumentierte Geschichte der Gemeinde.“ Lothar Krüger, Altbürgermeister und Vorsitzender des Heimatvereins, wundert sich, gelinde ausgedrückt. Seit April warten er und vor allem Kurt Eble auf einen positiven Bescheid, wo und wie Ebles Archiv historischer Schwaikheimer Fotos im Rathaus untergebracht werden kann.
Für Krüger ist die Wartezeit unverständlich. Die Gemeinde müsste doch selbst ein Interesse daran haben, dass die über 7000 Bilder (in 57 Ordnern, dazu rund 15 000 Negative und rund 3500 Dias), die Eble im Lauf der Jahre gesammelt oder selbst gemacht hat, ordentlich untergebracht sind. Platz im Rathaus dafür, das weiß Krüger, steht zur Verfügung. Einige Räume im alten Teil seien gar nicht oder nur selten genutzt.
Dem Heimatverein wurde aber von der Verwaltung auf eine Anfrage hin entgegengehalten, dass auch andere Vereine schon gleichlautende Anträge gestellt haben und die Gemeinde gar nicht so viele Räume zur Verfügung habe, um allen Anfragen nachzukommen. Als zweites Argument bekam der Verein zu hören, dass die Verwaltung befürchtet, dass zu viele Leute Zugang im und zum Rathaus bekommen könnten, „dass wir also dort ein- und ausgehen“, so Krüger. Im Rathaus sind Unterlagen und Akten untergebracht, zu denen in der Tat nur Gemeindebedienstete Zugang haben sollten. Die Gemeinde befürchtet offenbar, mit einer Zusage und der Vergabe eines Raumes an den Heimatverein einen Präzedenzfall zu schaffen, auf den sich dann andere Vereine berufen könnten.
Die Frage ist allerdings, ob hier der Heimatverein als ein Verein wie jeder andere anzusehen ist. Und ob Krüger und Eble sowie dem einen oder anderen Helfer im Verein nicht „blind“ zu vertrauen ist, dass sie sich nicht unbefugt im Rathaus umtun. Damit aber nicht genug: Der Heimatverein hat darüber hinaus auf die Einwände hin zugesichert, dass er den „Foto-Raum“, wenn er denn einen bekommen sollte, nur während der allgemeinen Öffnungszeiten des Rathauses betreten würde, erläutert Krüger. „Von uns hätten da ohnehin nur zwei, drei Leute überhaupt Zugang. Wir wollen doch da nicht mit dem ganzen Verein rein. Wir haben doch ohnehin bereits Zugang zum Archiv der Gemeinde.“
Er habe im April Bürgermeister Gerhard Häuser in der Sache nochmal angesprochen. Die Auskunft sei sinngemäß gewesen: „Da finden wir eine Lösung.“ Seither habe er aber dazu nichts mehr gehört, so Krüger.
Zweite „Baustelle“: Das Heimatmuseum
Der Heimatverein hat aber, wenn man so will, noch eine zweite „Baustelle“ - das Heimatmuseum beziehungsweise die Tatsache, dass es ein solches im eigentlichen Sinn nach wie vor nicht gibt. Der Verein wurde 1985 gegründet. Die Mitglieder begannen, historische Gegenstände zu sammeln. 1986 bekam der Verein das Erdgeschoss des ehemaligen Milchhäusles von der Gemeinde zur Verfügung gestellt, nachdem der Verein auf sie zugegangen war und darum gebeten hatte, das Gebäude nicht abzureißen, sondern vom Verein wieder herrichten zu lassen. Das Milchhäusle war zunächst hauptsächlich Werkstatt, um die Exponate wieder in Stand zu setzen.
1988 kam die alte Schmiede hinzu, auch sie wurde restauriert. „Das war damals ausreichend“, erinnert sich Krüger an den Raumbestand. Außerdem kam schließlich noch die Weichert-Scheuer neben der Eichendorff-Schule hinzu. Das Ziel des Vereins sei aber von Anfang an ein richtiges Heimatmuseum gewesen, so der Altbürgermeister. Der Verein hat sich in den darauf folgenden Jahren auf die Darstellung alter beziehungsweise mittlerweile ausgestorbener Handwerksberufe sowie das Sammeln historischer landwirtschaftlicher und hauswirtschaftlicher Gebrauchsgegenstände konzentriert. Militaria waren von vornherein ausgeschlossen.
Der Verein verfügt mittlerweile über eine komplette historische Schuhmacherwerkstatt, das gleiche gilt für den Küfer- und den Wagnerberuf. Mittlerweile hat sich so viel angesammelt, dass selbst die drei Standorte nicht mehr ausreichen. Viele Exponate können gar nicht dargestellt werden, sondern werden in Kartons zwischengelagert, also verwahrt. Auch ein großer, noch voll funktionierender Webstuhl steht nicht an einem richtigen Ausstellungsplatz, sondern muss immer wieder hin und her geschoben werden, um an andere Dinge zu kommen. Geschweige denn, dass die Werkstätten alle, so wie es sich gehören würde, aufgebaut werden können.
Der Verein will aber auch nicht zu viel fordern. Die Schmiede sei ja wirklich als Museum ausgebaut, so Krüger. Dort und im Milchhäusle gibt es immerhin Publikumsverkehr, auch wenn es dann dort eigentlich viel zu eng zugeht, vor allem wenn Schulklassen kommen.
Dass die Gemeinde derzeit keinen eigenen Raum oder kein eigenes Gebäude hat, das sie für ein angemessenes Heimatmuseum zur Verfügung stellen kann, weiß auch Krüger natürlich. Im September hatte der Verein deswegen einen Antrag gestellt, die Gemeinde möge doch zusätzlich das Obergeschoss im Milchhäusle noch frei machen für die Sammlung. Doch dort ist eine Wohnung und die ist vermietet. Die Gemeinde erzielt also aus ihr Einnahmen und sie müsste bei einer Kündigung eventuell den bisherigen Mietern eine Ersatzwohnung beschaffen. Für Krüger sind das aber keine unüberwindbaren Hinderungsgründe. „Das müsste eigentlich trotzdem möglich sein.“
Andernorts werden in der Regel auch alte Keltern oder ehemalige Farrenställe zu Heimatmuseen ausgebaut. In Schwaikheim ist im alten Farrenstall noch der Gemeindebauhof untergebracht. Krüger rechnet fest damit, dass, wenn die Gemeinde dereinst den geplanten Bau eines neuen Bauhofs verwirklicht, der Heimatverein das Gebäude übernehmen kann. Ideal wäre natürlich, alles an einem Ort zu haben und ausstellen zu können. Sich am Areal an der Schmiede zu erweitern, hält Krüger für nicht realistisch. Aber der ehemalige Farrenstall wäre aus seiner Sicht ohnehin ausreichend.
Quelle: Winnender Zeitung 08.07.2006
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