Großliebental
Plan der Siedlung Großliebental
Das Großliebentaler Gebiet
An 2. Stelle nach den Mennoitensiedlungen in Chortitza (1789) und Halbstadt (1800) kommt das Großliebentaler Gebiet. Es sind die ältesten evang. und kath. Kolonien im Schwarzmeergebiet überhaupt. Die Landfläche hier ist eben und waldlos und wird von den Steppenflüsschen Dalnik, Klein-Akerscha, Groß-Akerscha und Baraboi von Nord nach Süd durchschnitten. Diese Flüsschen haben schon viel Unglück und großen Schaden angerichtet. Wenn im Winter schnelles Tau- oder Regenwasser einfällt und der gefrorene Boden das Wasser nicht aufnehmen kann, stauen sich die Eisschollen, versperren den Abfluss des Wassers und dadurch wurden Getreideschober, Mauern, ja, ganze Häuser niedergerissen und fortgeschwemmt.
In dies Gebiet, vor allem am Baraboital, wurde durch ein Ukas vom 17. Oktober 1803 Herzog Richelieu beauftragt in der Umgegend von Odessa Land anzukaufen, um darauf deutsche Kolonien anzulegen. Von den Gutsbesitzern Graf Potoski und General Kishinski, die zusammen 17 935 Dessj. Land hatten, und vom Edelmann Kujashewitsch 8 000 Dessj. zusammen 25 935 Dessj. kaufte Herzog Richelieu dies Landquantum, um die Großliebentaler Kolonien anzulegen. Dazu kam noch Land von Majaki, Gaililei und Belajewka, 8 000 Dessj. und Kronsland, sodass die 11 Kolonien auf insgesamt 34 212 Dessj. gegründet wurden.
Als erste Kolonie wurde 1804 Großliebental zu beiden Seiten des Flüsschens Groß-Akerscha gegründet, die sich zu geistigen und wirtschaftlichen Mittelpunkte dieses Gebietes entwickelt hat. Die Ansiedler waren meist Württemberger.
Dorfschule in Großliebental
In Großliebental war die weltbekannte Zentralschule, dann eine Mädchenschule, ein Krankenhaus, Waisenhaus, Waisenkasse, Konsumverein, der Sitz des Wolostgerichts. Alljährlich fanden hier "Maimärkte" (Maibasars) statt, die von allen umliegenden Dörfern besucht wurden.
Am Flüsschen Klein-Akerscha wurde im selben Jahr (1804) die kath. Kolonie Kleinliebental gegründet. Die Ansiedler dieser Siedlung stammen aus dem Elsass und der bayerischen Pfalz.
1805 Wurde dann am Baraboi-Flüsschen die Kolonie Alexanderhilf ( evang.) gegründet. Mit welch großen Anfangsschwierigkeiten die ersten Ansiedler zu kämpfen hatten, ist aus dem Schicksal der Alexanderhilfer Ansiedler zu ersehen. In der Chronik heißt es ,, ...Die Eingewanderten kamen aus Württemberg und Ungarn und wurden zunächst in Owiodopol untergebracht. Hier starben 1804 von Michaelis bis Weihnachten 366 Personen. In den Jahren 1805/06 starb die ganze Kolonie bis auf nur wenige Personen aus. Erst 1807-17 und 1825 wurden die durch den Tod leer gewordenen Wirtschaften mit neuen Ankömmlingen besetzt."
1805 wurde Neuburg (evang.) von Einwanderern aus Württemberg gegründet. Auch hier hauste der Tod so, dass von 65 Familien nur 29 übrig blieben.Es waren meist Handwerker, die erst die Landwirtschaft erlernen mussten.