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Gutshof als offenes Geheimnis

Fritz Schanbacher

Jetzt weiß man wieder, wo er ist: Fritz Schanbacher legte römisches Hausfundament frei

Von unserem Redaktionsmitglied Regina Munder

Schwaikheim. Das Fundament des römischen Gutshofes ist wiederentdeckt worden: Unermüdlich hat der Apotheker und Hobby-Archäologe Fritz Schanbacher Probegrabungen gemacht, detektivisch alte Flurkarten und Parzellennummern verglichen und schließlich richtig kombiniert.

Wo genau befindet sich der römische Gutshof? Unter der Erde, irgendwo am nordwestlich von Schwaikheim gelegenen Buckel namens Schönbühl das reichte dem gebürtigen Stuttgarter als Antwort nicht aus. Seit 28 Jahren lebt der Mann in Schwaikheim Schon vor 15 Jahren stieg er in einen Motorsegler und suchte nach verdächtigen Vertiefungen damals ohne Erfolg.

Was ihn nicht abschreckte. Vor zwei Jahren etwa begann er mit Probegrabungen: An ungezählten Stellen stach er mit dem Spaten zu (derzeit braucht er eine Bandage). Helmut Haag, dessen Garten in der Nähe des Fundortes liegt, berichtet von einer aufgebrachten Nachbarin: „Da hat jemand vielleicht etwas vergraben!“ Doch sie hat nur den teils frühmorgens und an allen möglichen Stellen buddelnden Schanbacher beobachtet. Richtig ist indes, dass er vieles, was er fand, wieder verscharrt hat.

Die Hobby-Archäologie entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als schwieriges Tätigkeitsfeld. Weil sie eigentlich gar nicht erlaubt ist das weiß Schanbacher, und das bestätigt ein Bevollmächtigter des Landesdenkmalamts, der die Römerreste am Schönbühl für echt befunden hat. Der Mann will sich Ärger vom Leib halten und deswegen seinen Namen nicht genannt wissen warum? „Das Landesdenkmalamt kommt mit der Arbeit nicht hinterher. Wird zum Beispiel bei einem Straßenbau etwas Altes entdeckt, müssen die Experten hin. So eine Grabung wie bei Schwaikheim gilt als unnötig.“

Fritz Schanbacher hat zwar absolut die Euphorie gepackt angesichts seiner Entdeckung der 1,15 Meter dicken Fundamentmauer nach Jahren des Forschens und Fachbuchlesens aber verhält er sich nicht mehr wie der reine Laie, der hier, auf dem Grundstück von Lothar Maier, alles umgraben will und möglichst gleich ein Freilichtmuseum eröffnet. Er weiß, dass die Bruchsteine und Quadersteine, die Dachziegel, Topfscherben, Wasserrohre und sonstigen Zeugen römischer Geschichte den besten Schutz in der Erde genießen.

Für den Entdecker und seine sechs zuverlässigen Helfer acht Kubikmeter härteste, trockene Erde haben sie in zwei Wochen herausgepickelt ist der Fund eine Sensation. Schanbacher konnte bei seinem Vortrag vor Heimatvereinsmitgliedern den Bürgermeister für eine kleine Gutshof-Ausbuddel-Verschwörung gewinnen.

Für das Landesdenkmalamt jedoch ist der Gutshof einer von zahlreichen im mittleren Neckarraum. Man drückt für Schanbacher ein Auge zu, wie’s scheint, mit der Maßgabe, dass der Ort nicht allzu publik gemacht wird und Ende der Woche der Graben wieder zu ist. Weitere Hobby-Gräber sind nicht erwünscht. Das ist Schanbacher bereit zu akzeptieren, seinen Fund hat er ordentlich fürs Amtsarchiv dokumentiert.

Helmut Haag hat’s vor 60 Jahren in der Schule gelehrt bekommen: „Gegenüber vom Zillhardtshof war ein römischer Gutshof. Die Geschichte ist also wahr.“ Eine Anlage wie ein herrschaftlicher Bauernhof, sie kann zwischen einem und fünf Hektar groß sein. Ein Soldat bekam den Gutshof für treue, lange Dienste samt 20 bis 30 Sklaven. Die Überschüsse aus Ackerbau und/oder Viehzucht musste er ans römische Regiment abgeben. Der Hof wurde im Zeitraum 150 nach Christus und 260 n.Chr. bewirtschaftet. Das Herrschaftshaus thronte über Lager, Gesinde- und Badehaus. Letzteres lässt sich durch Funde von Fußbodenheizungsrohren belegen.

Und wie konnte die Lage des Gutshofs in Vergessenheit geraten? Im Mittelalter nahmen die Menschen die römischen Quadersteine zum Bauen, später wurde über die Ruinen zur Gewinnung von Ackerfläche Erde aufgefüllt. „Auf jeder Karte ist ein anderer Ort eingezeichnet“, sagt Schanbacher. Schließlich kam die völlige Verwirrung wegen einer Flurbereinigung 1928 das Rätseln hat nun ein Ende.

Winnender Zeitung, Rund um Winnenden 25.06.2003

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