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s´Milchhäusle

Milchhäusle

Foto: Klaus Fanz, 14.09.2008

... in der Goethestraße

Durch den Bau der Eisenbahn im Jahr 1876 war es möglich geworden, Waren schnell und zuverlässig nach Stuttgart zu transportieren. Deshalb haben schon bald darauf Schwaikheimer Landwirte eine Milchgenossenschaft gegründet, die die überschüssige Milch gesammelt und an die Milchversorgung Stuttgart verkauft hat. Die Genossenschaft arbeitete recht erfolgreich. Nach 1920 stieg die abgelieferte Milchmenge stark an von

152.680 Liter im Jahr 1923 auf
331.000 Liter im Jahr 1925.

Zuerst befand sich die Milchsammelstelle im Gebäude Goethestraße 9. Weil es dort entschieden zu eng wurde, hat die Milchgenossenschaft 1925 das Milchhäusle erstellt, damals aber nur den vorderen Teil.

Woher kam die viele Milch? 1925 hatte Schwaikheim etwa 1700 Einwohner in 469 Haushalten, von denen 408 eine Landwirtschaft betrieben. Allerdings waren es überwiegend kleine Betriebe. 166 bewirtschafteten weniger als 50 ar, 218 besaßen bis zu 5 Hektar und nur 24 Betriebe waren größer als 5 Hektar. Aber in 163 Haushalten wurden Kühe gehalten, meistens war es eine oder zwei Kühe.

Morgens und abends wurde die Milch meistens von Frauen zum Milchhäusle gebracht und gesammelt. Zwangsläufig traf man sich dort regelmäßig und konnte das Neueste vom Flecken auch Klatsch und Tratsch austauschen. In großen Kannen wurde die Milch morgens und abends zum Bahnhof und mit dem Zug nach Stuttgart gebracht. Die Milchversorgung Stuttgart zahlte der Milchgenossenschaft Schwaikheim 1926 pro Liter Milch 25 Pfennige, wovon 19 Pfennige an die Bauern ausbezahlt wurden. Zum Vergleich: Der Stundenlohn lag damals bei etwa 75 Pfennigen.

Aus den Büchern ist auch ersichtlich, dass ab und zu Milchanlieferungen zu beanstanden waren, weil die Milch zum Beispiel nicht sauber oder aber auch mit Gaißenmilch vermengt war. So etwas wurde streng geahndet, zumal auch die Stuttgarter etwaige Mängel sofort mit Preisreduzierung bestraften.

Die Milchgenossenschaft wuchs rasch. Mehr Mitglieder schlossen sich an und die Milchproduktion stieg. 1935 wurden bereits 813 000 Liter Milch angeliefert, 1939 waren es immerhin 697 000 Liter, von denen 149 000 Liter im Flecken verkauft wurden. Schon damals gab es laute Rufe nach dem Anbau eines Verkaufsraumes. Ab März 1942 wurde Milch im Ort ausgefahren und bis 1950 verkauften Frau Oetinger und Frau Böhmüller Milch vom Handwagen im ganzen Flecken. 1950 wurde im Haus Fritz-Ebert-Straße 9 eine Verkaufsstelle genehmigt, sodass nur noch eine Frau den Milchkarren bis zur Panoramastraße ziehen musste, bis dann endlich 1951 die zweite Verkaufsstelle im Haus Bahnhofstraße 36 den Verkauf vom Handwagen unnötig machte.

1957 wurde dann endlich der Verkaufsraum an das Milchhäusle angebaut, in dem 19 Jahre lang Milch und Molkereiprodukte verkauft wurden. Im ersten Stock gab es eine Gemeinschaftsgefrieranlage.

In den Jahren nach dem Krieg setzte der Strukturwandel in der Landwirtschaft ein. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nahm stetig ab. Die verbleibenden Höfe wurden umso größer und hielten auch mehr Milchvieh. Es war nun wirtschaftlicher, die Milch durch Tankwagen direkt auf den Höfen abzuholen. Auch die Gemeinschaftsgefrieranlage wurde überflüssig, weil die meisten Haushalte einen eigenen Kühlschrank mit Gefrierfach oder eine Gefriertruhe besaßen. Das Milchhäusle wurde nicht mehr gebraucht, 1976 geschlossen und an einen Antiquitätenhändler verkauft, der die Räume im Erdgeschoss als Lager und Verkaufsraum nutzte und oben eine Wohnung einbauen ließ. Der Käufer musste sein Geschäft krankheitshalber aufgeben und hat 1985 das Milchhäusle an die Gemeinde verkauft, die 1986 das Erdgeschoss dem Heimatverein zur Verfügung stellte.

Seither dienen die Erdgeschossräume im Milchhäusle dem Heimatverein als Werkstatt, Lager, Treffpunkt und zusammen mit der alten Schmiede in der Burgstraße und mit der Weichertscheuer als Ausstellungsraum. Im Schaufenster des einstigen Verkaufsraumes werden jeweils zu einem interessanten Thema Gegenstände von früher ausgestellt, die dem Heimatverein von aufgeschlossenen Bürgern freundlicherweise für seine Sammlung überlassen wurden.

Öffnungszeiten

Das Milchhäusle kann auf Anfrage kostenfrei besichtigt werden. Anmeldung bei Hans-Joachim Röger, Tel. +49 171 6284784.

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